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Bolivien 2025

Dienstag, 18.11.2025 – von Fernheim in Paraguay nach Villamontes in Bolivien (km 41705)

Hier im Safari Hotel in Fernheim gibt es das Frühstück tatsächlich schon ab 6 Uhr morgens. Die Mennoniten sind halt doch Frühaufsteher. Das kommt mir natürlich entgegen, denn ich habe heute eine 450-km-Etappe mit Grenzübertritt nach Bolivien vor mir. Das Frühstück ist deftig und sollte den Tag über halten, denn ich weiß noch nicht, was es unterwegs gibt. 06:45 Uhr fahre ich die bepackte Yamaha dann stadtauswärts. An der Tankstelle wird nochmals vollgetankt und ein Zweitaktmotorenöl gekauft. Das brauche ich zum Ketten schmieren.
Punkt 7 Uhr lenke ich die XTZ auf den Highway PY09 Richtung Nordwesten nach Mariscal, die letzte Enklave in Paraguay vor der bolivianischen Grenze. Die 80 km bis dahin sind dann auch in einer Stunde abgefahren. Auch hier mache ich noch einen Tankstopp und lasse auch meine beiden Ersatzkanister füllen. Denn die Benzinknappheit in Bolivien besteht wohl immer noch. Weitere 120 km weiter kommt man dann an die letzte Kreuzung in Paraguay. Hier muss man den Abzweig nach links, also nach Westen nehmen. Weiter geradeaus geht es auch nach Bolivien, allerdings auf einem Erdweg. Auch hier nutze ich nochmals die Tankstelle zum Befüllen aus.
Weitere 110 km westlich von hier kommt dann endlich die Grenze zu Bolivien. Mittlerweile ist es mit weit über 30 Grad schon drückend heiß. 200 Meter vor der Grenze haben die Paraguayer nochmals eine Tankstelle platziert. Und auch die nutze ich aus, um den Tank nochmals eben voll zu machen. Auch meine beiden 2-Liter-PET-Flaschen werden noch mit Benzin gefüllt. Damit habe ich jetzt 25 Liter an Bord, was mich 600 km weit bringen sollte.
An dem überdimensional großen, futuristischen Grenzgebäude nach Bolivien ist nichts los. Es stehen zwar sehr viele LKW zur Abfertigung herum, aber das juckt mich als Motorradfahrer nicht. Denn ich werde separat abgefertigt. Die Immigration und der Zoll beider Länder, Paraguay und Bolivien, befinden sich im selben Gebäude. Man bekommt zuerst einen Laufzettel, den man “abarbeiten” muss: Immigration Paraguay –> Immigration Bolivien –> Zoll Paraguay –> Zoll Bolivien. Irgendwann bin ich dann doch durch. Denn der Zoll für Bolivien will ein Onlineformular ausgefüllt bekommen, was etwas Aufwand bedeutet. Am Ausgang des Grenzgeländes 2 km weiter gibt man dann den abgestempelten Laufzettel ab, die Schranke wird geöffnet und ich bin wieder mal in Bolivien.
Ab jetzt muss ich “piano” fahren, um Sprit zu sparen, denn ich weiß nicht, ob und wo man mir hier Benzin verkauft. Im vorigen Jahr war es ganz schwierig. Also fahre ich nur noch 90-95 km/h untertourig im 5. Gang weiter in der Gluthitze die 125 km bis zur Kleinstadt Villamontes am Fuße der Anden. Die Stadt kenne ich bestens aus zwei vorigen Besuchen. Und so lande ich auch diesmal wieder im Eco Hotel, meiner bevorzugten Bleibe hier. Das ist ein wirklich cooles Hotel inmitten eines großen, grünen Gartens mit einem kleinen Pool – sehr gechillt.
Gleich nach dem Einchecken und der Versorgung der Yamaha mache ich mich auf zur Tankstelle dort. In PET-Flaschen wollen die mir jedoch kein Benzin verkaufen; wenn ich jedoch mit dem Moped komme, kann ich welches direkt in den Tank bekommen, wird mir gesagt. Allerdings zu erhöhten Preisen. Die Bolivianer bezahlen 3500 Bolivianos pro Liter (ca. 45 Cent) und die Ausländer stolze 8000 (1 Euro). Aber auch das ist mir egal, wenn ich nur welches bekomme.

 

Mittwoch, 19.11.2025 - von Villamontes nach Santa Cruz de la Sierra (km 42153)

Tatsächlich gibt es hier im Eco Hotel schon um 7:00 Uhr das Frühstück. Das nutze ich aus, packe alles zusammen und sattle die Yamaha auf. Um 07:30 Uhr verlasse ich dann dieses ach so schöne Hotel. Am großen Kreisel im Ort nehme ich die Ausfahrt nach Norden. Das Wetter ist sonnig bei 20 Grad, also ideale Bedingungen zum Motorradfahren. Wären da nicht die teils schlechten Straßenverhältnisse. Immer wieder tun sich große Schlaglöcher auf und vor allem sehr tiefe Spurrillen. Die Strecke führt heute fast immer schnurstraks Richtung Norden und fast immer am schönen Panorama der Anden entlang. Die Ausläufer der ersten Berge hier sind schätzungsweise maximal 2000 Meter hoch, doch ausnahmslos grün bewaldet. Von weitem könnte man meinen, jemand hat einen grünen Teppich über die Berge gelegt. Durch den vielen Regen der letzten Wochen ist auch hier vor den Cordilleren (so heißen die Ausläufer der Anden hier) alles saftig grün bewachsen. Und wenn die Straße dann doch mal etwas in den Bergen verläuft, dann erinnert mich diese tolle Landschaft hier so etwas an Laos.
Nach exakt 100 Kilometern erreiche ich den Abzweig in der Kleinstadt Boyuibe. Dort heißt es, den linken Strang zu nehmen und weiterhin auf der Ruta 9 zu bleiben, nicht die 36 zu nehmen. So jedenfalls sagte mir Rudy Weise. Rudy ist einer der Administratoren der WhatsApp-Gruppe "Bolivian Riders", deren Mitglied ich seit drei Jahren bin. Ihn habe ich schon vorige Woche mal kontaktiert wegen der Situation mit dem Verkauf von Benzin an Ausländer. Noch vor einem Jahr war es wegen des Treibstoffmangels praktisch verboten, Sprit an Ausländer zu verkaufen. Deshalb habe ich auch dieses Jahr wieder zwei Ersatzkanister dabei und selbst noch zwei 2-Liter-PET-Flaschen an der Grenze zu Bolivien mit "Gasolina" füllen lassen. Glücklicherweise besteht das Problem nun nicht mehr. Benzin ist wohl wieder genügend da und wird auch mir an einer Tankstelle in Camiri verkauft. Allerdings bezahlen die Einheimischen 3,5 Bolivianos pro Liter (40 Cent), während die Ausländer 8 Bolivianos bezahlen müssen (1 Euro) - immer noch deutlich weniger als zu Hause!
Ein Stück weiter im Norden kommt man in den Ort Ipati. Dort könnte man den Abzweig auf die Ruta 6 in die Berge nach Sucre nehmen, was ich ursprünglich geplant hatte. Aber ich will mich ja heute Abend mit Rudy in Santa Cruz treffen.
Gegen Mittag erreiche ich den Ort Ipita. Der Hunger lenkt die Yamaha eigenmächtig vom Highway herunter. Und tatsächlich ist mitten im Ort eine kleine "Fressbude". Man verkauft mir Reis mit Linsen und Fleisch. Dazu einen großen Becher Noname-Cola. Schmeckt richtig gut. Mit mir am Tisch sitzt eine bolivianische Familie. Die haben mit ihrem kleinen Viehtransporter auch hier angehalten. Mit dem Mann komme ich schnell ins Gespräch, denn er ist, wie alle hier, sehr an mir und meinem Motorrad interessiert. Lange kann ich mich nicht aufhalten, denn ich habe noch 3 Stunden Fahrt vor mir.
Die ersten zwei davon verlaufen "tranquillo" auf der Schnellstraße. Ab dem Stadtrand von Santa Cruz gerät der Verkehr ins Stocken und in der Stadt ist er chaotisch. Aber ich muss da rein, denn dort befindet sich "mein" Gaman Hotel (hat mir Rudy empfohlen). Die Straßen sind schlecht und gefühlt fährt hier jeder so, wie er will - also muss ich mich anpassen. Irgendwann hat das Navi dann doch das Gaman gefunden und ich kann einchecken. Schönes, sauberes, kleines Hotel mit einem Pool für 24.- Euro.
Auch Rudy hat mir schon geschrieben. Er trifft sich heute zum Abendessen mit seiner Motorradgruppe etwas außerhalb der Stadt - ob ich mit will?
Natürlich will ich mit, auch wenn ich heute schon echt genug gefahren bin. Bis zum Treffpunkt am Parkplatz des Hypermarktes muss ich mich nochmals eine Dreiviertelstunde durch den Stadtverkehr quälen, denn er hat mir zunächst versehentlich den falschen Standort geschickt. Mit der etwa 15-köpfigen Gruppe fahren wir ins 25 km entfernte Porongo. Das ist ein kleiner, touristischer Ort mit einigen Bars und Kneipen. An einer Pizzeria halten wir an. Die Jungs hier sind echt freundlich und zuvorkommend, denn die haben mich tatsächlich zum Essen eingeladen - toll! Auch hole ich mir von denen Tipps über die Straßen hier und meine weiter Planung ein.

 

Donnerstag, 20.11.2025 - Santa Cruz de la Sierra

Nach vier Fahrtagen am Stück habe ich mir heute einen Ruhetag verordnet. Das bedeutet für mich, Aufstehen erst um 8 Uhr und dann gemütlich das Frühstück einnehmen. Anschließend mache ich es mir im Garten des Hotels gemütlich und bringe meine Internetseite mal wieder auf Vordermann.
Gegen 11 Uhr nehme ich mir dann die Innenstadt von Santa Cruz vor.
"Santa Cruz de la Sierra ist die bevölkerungsreichste Stadt Boliviens und ihr wichtigstes Handels- und Wirtschaftszentrum im Südosten des Landes. Die moderne Metropole besticht durch eine reiche Kultur und landschaftliche Schönheit, die sich durch ihre konzentrische Ringarchitektur und ihr tropisches Flair auszeichnet. Die Stadt verfügt über eine vielfältige Wirtschaft mit Agrarwirtschaft, Bergbau, Erdöl- und Erdgasförderung sowie Viehzucht und ist ein bedeutendes Finanzzentrum."
So jedenfalls kann man es aus dem spanischen Internet erfahren. Das mit dem tropischen Flair kann ich durchaus teilen, denn heute ist es mit über 30 Grad schon drückend heiß. An die Tropen erinnern auch die vielen Palmen am Wegesrand und in den Parks. Ansonsten macht die Stadt einen eher ungepflegten Eindruck. Viele der alten Kolonialgebäude der Spanier sind am Verfallen oder erst gar nicht mehr wiederzuerkennen. Die Stadt wurde 1561 vom spanischen Eroberer Ñuflo de Chavez ca. 200 km östlich des heutigen Ortes gegründet.
Inmitten des Zentrums liegt der "Plaza Metropolitana 24 de Septiembre" und gleich daneben die wichtigste Kirche der Stadt, die Cathedral Basilica of St. Lawrence. Dieser Stadtkern wurde schön saniert und sieht toll aus. Begibt man sich allerdings nur eine Straße weiter, so hat man den Verfall wieder direkt vor Augen.
Auf einen der Türme der Basilica kann man für 3 BOB die engen Wendeltreppen hochsteigen. Die Aussicht von oben über die Stadt lohnt den Aufstieg allemal, kann man am Horizont ja schon die Anden erkennen.
Das war's dann auch für mich von Santa Cruz, denn den Nachmittag verbringe ich am Hotelpool. Morgen stehen wieder 450 stressige Kilometer nach Cochabamba an.

 

Freitag 21.11.2025 - Horrorfahrt nach Cochabamba

Heute steht mit 450 km eine weitere große Etappe bevor. Ziel ist die Großstadt Cochabamba in den Bergen. Damit ich entspannt ankomme, verzichte ich auf das Frühstück und fahre schon um 6 Uhr gleich nach Sonnenaufgang los. Außerdem sind um diese Zeit die Straßen noch recht leer.
Das Navi lotst mich auch zügig aus der Innenstadt auf die Schnellstraße nach Norden, dort, wo die vielen Tankstellen sind.
Jetzt nur noch schnell tanken und raus aus Santa Cruz.
Aber die erste Tanke will mir keinen Sprit verkaufen. Ich brauche einen PIN, sagt man mir. Aber woher ich den bekomme, weiß ich nicht.
Bei der 2. und 3. Tankstelle dasselbe Lied. Auf einmal merke ich, dass mir mein Tankrucksack fehlt! Scheiße, wo ist der nur? Bestimmt an der 1. Tankstelle. Da habe ich ihn abgenommen. Also wieder 15 km zurück in die Stadt. Ich habe Glück, der freundliche, junge Tankwart hat ihn zur Seite gelegt und gibt ihn mir wieder.
Weniger Glück habe ich bei weiteren 5 Tankstellen - kein Benzin für "extranjeros" (Ausländer). Da hilft es auch nicht, dass ich nicht bei den Tankwärten bettle, sondern gleich in die Administration zum Chef gehe.
Letzte Möglichkeit für mich ist der Telefonjoker: ich schreibe 'ne WhatsApp an Rudy Weise. Er antwortet mir auch prompt: ich soll es bei Biopetrol versuchen, den Standort schickt er mir. 3 km weiter biege ich in die Tanke ein und .... die verkaufen mir tatsächlich Benzin. Nur rein damit in den Tank, bis er überläuft. Wer weiß schon, wann es neues gibt?
50 km nördlich von Santa Cruz biege ich Richtung Westen auf die Ruta 4 ab. Die führt direkt nach Cochabamba. Nach weiteren 100 km halte ich wieder an jeder der wenigen Tankstellen und frage nach Gasolina. Überall hunderte Meter lange "cola" (Schlangen) vor den Zapfsäulen und kein Benzin für Ausländer!
Entnervt gehe ich erstmal Mittagessen am Straßenrand und überlege ernsthaft, wieder umzukehren und stattdessen nach Brasilien zu fahren. Mein Telefonjoker Rudy gibt mir den Tipp, privat Benzin zu kaufen. Denn die stehen immer wieder am Straßenrand und verkaufen das Zeug flaschenweise. Ein paar Kilometer später habe ich Glück. Für 7 BOB pro Liter kaufe ich 'ne 3-Liter-Colaflasche und 'ne 2-Liter.
100 km später muss ich stolze 20 BOB bezahlen (2,20 €). Aber was soll's. Ich will nicht stehenbleiben.
Wieder 50 km weiter beginnt sich die rechte Standspur des Highways kilometerlang mit LKWs zu stauen. Der Stau wird immer dichter und ich muss mich um die Trucks herumschlängeln, um vorwärts zu kommen. Ab und an auch über den Grünstreifen und die Botanik. Nach etwa 5 km kommt der Grund für den Stau: die Straße wurde von irgendwelchen Demonstranten beiderseits einer Brücke gesperrt. Mopeds lassen sie glücklicherweise durch, allerdings muss die Karre ausgemacht und über die Brücke geschoben werden. Mich als Ausländer lassen sie durch.
Am anderen Ende der Brücke dasselbe Lied: Stau, so weit das Auge reicht. Und wieder muss ich mich um viele LKWs winden und über die Prärie fahren. Das Ganze hat mich locker eine Stunde Zeit gekostet.
Es ist schon 14 Uhr und ich habe noch 225 km vor mir. Außerdem führt die Fahrt jetzt in die Berge. Unaufhörlich geht es bergauf. Die Straße ist mal in Top-Verfassung, mal extrem schlecht, holprig und löchrig.
Zweimal muss ich anhalten, um mich wärmer anzuziehen. Manchmal nieselt es leicht. In einem unbeleuchteten Tunnel ohne Markierungen wäre ich beinahe an die Wand gefahren.
Als ich dann endlich nach 13 langen, aufreibenden Stunden in Cochabamba einfahre, ist es bereits dunkel, und ein Hotel habe ich auch noch keines.
Das Hotel Monserrat nimmt mich auf für 20 Euro. Die haben auch eine Tiefgarage. Und das Beste ist: Der Bruder des Rezeptionisten meines Hotels kann mir 10 Liter Benzin besorgen. Denn meine Bemühungen an den Tankstellen stadteinwärts waren natürlich erfolglos. Als ich gleich nach dem Abendessen zurück im Hotel bin, stehen schon 4 PET-Flaschen mit 10 Litern vor der XTZ - SUPER!!!
Aber jetzt ist genug für heute. Ich bin platt, fix und fertig, kaputt, halbtot. Aber ohne ein Feierabendbier geht's nicht ins Bett!

 

Samstag, 22.11.2025 - weiter nach La Paz

Der Portier meines Monserrat-Hotels hat mir gestern Abend schon gesagt, dass an der Straße zwischen Cochabamba und Oruro tagsüber gearbeitet wird und diese nur zwischen 11 und 13 Uhr für den Verkehr geöffnet ist. Das haben mir meine Bolivian Riders über WhatsApp bestätigt. Ich muss meine Fahrt also genau planen, sodass ich an diesem Zeitfenster an der 63 km von Cochabamba gelegenen Baustelle eintreffe. Auf das Frühstück im Hotel, das es ab 7:30 Uhr gibt, will ich jedoch keinesfalls verzichten. Denn das Buffet stellt sich als sehr reichhaltig und vielfältig heraus - da fehlt es an nichts.
Die Yamaha habe ich schon vor dem Frühstück bepackt, sodass ich kurz vor 8 Uhr wegkomme. Zunächst fahre ich jedoch noch einen kleinen Aussichtspunkt in der Stadtmitte an, um mir mal einen Überblick über die Stadt zu verschaffen und ein paar Bilder zu schießen. Denn gesehen habe ich von Cochabamba nicht viel.
Bis ich endlich die Stadt und den Verkehr hinter mir gelassen habe, vergeht eine Stunde und 20 km Fahrt. Cochabamba selbst liegt auf etwa 2500 Metern Höhe. Aber schon wenige Kilometer nach der Stadt führt die meist vierspurige Autobahn immer stetig bergauf. Mit jedem Kilometer wird es höher und die Luft dünner. Bald muss ich wieder anhalten und mich wärmer anziehen.
Nach knapp 60 km erreiche ich dann das Ende des Staus vor der Baustelle. Kilometerlang staut sich die LKW-Kolonne. An denen fahre ich vorbei bis ganz nach vorne, wo Bauarbeiter die Straße gesperrt haben - ich habe Glück, denn Motorräder lassen sie durch. Die können sich wohl an der Baustelle vorbeischmuggeln. Zwei Kilometer weiter muss ich kurz anhalten, weil ein Radlader einen Muldenkipper befüllt, ansonsten keine Wartezeiten. Das ist gut für mich, denn erstens spare ich mir die Wartezeit und zweitens habe ich ab jetzt null Verkehr. Dafür wird es immer frischer und windiger. Die Straße führt weiterhin unaufhörlich in weiten Kurven bergauf, Serpentinen gibt es hier nicht. Der Anstieg gleicht eher einer riesigen Rampe.
Nach einer weiteren Stunde erreiche ich die erste Passhöhe mit 4102 Metern in Sayari. Und eine halbe Stunde später dann den zweiten Pass namens "La Cumbre". Der ist sogar 4486 Meter hoch. Ich bekomme fast Schnappatmung von der sehr dünnen Luft hier.
Um die Mittagszeit taucht dann die Kreuzung mit dem Abzweig nach Oruro und La Paz auf. Eigentlich wollte ich nach dem gestrigen Tag nur eine kurze Etappe bis Oruro machen, aber es ist noch 7 Stunden hell und bis zur Hauptstadt La Paz sind es nur noch 220 km. Also schnell was zu Essen ab Straßenrand einwerfen. Und weitere 4 Liter Benzin konnte ich auch noch aufgabeln. Mensch und Maschine aufgetankt: weiter geht's nach La Paz. Ab hier führt der Highway nur noch geradeaus und nicht mehr aufwärts, denn die Gegend hier ist ein riesiges Hochplateau.
Kurz vor La Paz kann ich nochmals 5 Liter Benzin von Privat kaufen und muss nicht in La Paz nach Benzin suchen. Im Außenbezirk der Hauptstadt wird die Autobahn grade saniert und ist komplett gesperrt. Eine Umleitung ist natürlich nicht angeschrieben. Also fahre ich einfach den anderen Fahrzeugen hinterher über unbefestigte Schotterpisten der Vororte. 5 km weiter ist der Spuk dann vorbei und ich habe wieder festen Asphalt unter den Rädern. Aber leider fängt es zu regnen an. Im Vorort El Alto stelle ich die Karre vor einem Schnellimbiss ab und setze mich ins Trockene. Das gibt mir die Zeit, nach einem Hotel zu suchen.
Eine Dreiviertelstunde später lässt der Regen nach und ich fahre dem Navi hinterher ins Stadtzentrum. Dass das aber in einem 300 Meter tiefer liegenden Tal liegt und mir das Navi den kürzesten Weg und nicht den besten anzeigt, kann ich nicht wissen. Denn die nassen Straßen führen extrem steil den Berg hinab. Da kannst du nur im Schritttempo fahren, sonst rutscht die Karre ab.
Heute ist Samstag und jetzt Feierabendverkehr, außerdem viele Märkte auf den Straßen. Die sind total verstopft mit umtriebigen Menschen und Fahrzeugen. Einerseits musst du aufpassen, niemanden zu überfahren, andererseits darfst du keine Lücke lassen, in die andere Verkehrsteilnehmer stoßen können, denn sonst kommst du nie ans Ziel. Der "Straßenkampf" bis zu meinem Hotel dauert locker 'ne halbe Stunde. Gewonnen habe ich, denn ich komme unversehrt an. Leider ist das Hotel ausgebucht. Aber in der Straße gibt es weitere, die ich abklappern muss. Die haben aber fast alle keinen Parkplatz. Den finde ich auch in "meiner" Straße in Form einer Tiefgarage. Mein Hotel heißt "Diamante Azul" und ist mit 19 Euro nicht mal teuer.
Die für heute geplante stressfreie Fahrt hat dann zwar nicht 13 Stunden gedauert wie gestern, aber doch deren 11! Ähnlich wie gestern bin ich wieder etwas platt und genervt vom stressigen Stadtverkehr. Das Regenwetter tut sein Übriges dazu.

 

Sonntag, 23.11.2025 - La Paz (der Friede)

Die enorme Höhe von teils über 4000 Metern hat mir schon gestern zugesetzt. Und La Paz liegt auch auf 3650 Metern Höhe. Heute Nacht habe ich wenig und schlecht geschlafen. Außerdem habe ich leichte Kopfschmerzen wegen der Höhe. In Nepal hat man mir damals gesagt, man soll mindestens 4 Liter trinken am Tag. Wenigstens scheint die Sonne wieder am Morgen.
Heute will ich mir die Hauptstadt des Friedens anschauen.
"La Paz, offiziell Nuestra Señora de La Paz, ist Regierungssitz Boliviens und Hauptstadt des Departamento La Paz. Sie dient als faktische Hauptstadt und beherbergt Exekutive, Legislative und Wahlbehörde. Die Plaza Murillo, der Hauptplatz der Stadt, liegt auf einer Höhe von etwa 3.636 Metern über dem Meeresspiegel. Die Stadt ist die höchstgelegene Metropole der Welt und hat 750.000 Einwohner. Sie wurde am 20. Oktober 1548 vom spanischen Konquistador Alonso de Mendoza in einem Tal gegründet, das verschiedenen indigenen Völkern bereits als Chuquiago Marka bekannt war." (Wikipedia).
Den besten Überblick über die Stadt bekommt man von der Drahtseilbahn aus. Denn es gibt mehrere Linien. Vermutlich ist es das schnellste Beförderungsmittel hier. Und kosten tut es praktisch nichts, besser gesagt 3 Boliviano pro Fahrt (40 Cent). Da bezahlt man in den Alpen für eine Einzelfahrt locker 15-20 Euro. Die Kabinen können bis zu acht Personen fassen und sehen genauso aus wie die, die man vom Skifahren her kennt. Die Fahrt vom Talkessel bis hinauf nach El Alto dauert gute 15 Minuten. Also genügend Zeit, um Fotos und Videos zu machen.
Am Vormittag schaue ich mir den Plaza Pedro Domingo Murillo und das anliegende Regierungsgebäude an. Nur wenig weiter davon entfernt ist der Aussichtspunkt "Killi Killi". Wirklich viele Sehenswürdigkeiten hat die Stadt nicht.
Das Sehenswerte sind die Menschen und die Kulturen. Nicht weit von meinem Hotel liegt die touristische "Witches"-Gasse. Dort reihen sich Souvenirgeschäfte massenweise aneinander. Und zu meiner Überraschung auch viele traditionell gekleidete, folkloristische Gruppen. Die spielen am heutigen Sonntag traditionelle bolivianische Musik mit Trommeln, Querflöten und Trompeten und ziehen alsbald durch die Stadt. Das hat so etwas von einem Faschingsumzug. Jedenfalls toll anzusehen.
Leider zieht der Himmel am Nachmittag wieder zu und es beginnt zu regnen. Ich ziehe mich in ein Café zurück.

 

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